Frage:
Ich spiel jetzt eineinhalb Jahre akustische Gitarre, ich hab sogar Unterricht (Liedbegleitung, Fingerpicking), aber ich trau mich immer noch nicht vor Leuten oder im Musikgeschäft zu spielen. Irgendwie krieg ich da immer so ein mulmiges Gefühl. Ganz schlimm ist es, wenn meine Freunde und bekannten sagen, "spiel doch mal was.." :-(


Antwort:
Das geht vielen GitarrenstarterInnen so, keine Panik---ein Grund dafür kann sein, daß man einfach zuviel von sich selbst erwartet oder sich immer mit anderen, die schon mehr können, vergleicht.

Es ist völlig normal, daß es nach eineinhalb Jahren noch nicht alles perfekt ist, weil die Kraft und Routine noch nicht da ist. Daß bei anderen, die schon länger Gitarre spielen, die Fingerlein schon schneller sind ist ebenfalls normal. Mir waren (und sind ;-) die Folks, die mehr als ich konnten, immer ein Anreiz und Motivation gewesen besser zu werden.

Also zuviel zu Erwarten und Vergleichen kann zu Frust führen. Auch eine gute Portion von "mir doch schnurz, was die Leute von mir denken.." schadet überhaupt nicht, wenn man neu im Gitarrenspiel ist. Es geht ja in erster Linie um den Spaß bei der Sache und nicht darum in den "Re-Call" zu kommen. Lass Dich auch nicht von Familienangehörigen (das können die ganz toll ;-) verunsichern, die so aufmunternde Kommentare "kannst Du denn jetzt endlich ein Lied?" etc. von sich geben. Es geht um Dein gutes Feeling zu dem was Du tust und nicht darum eine Norm zu erfüllen.


Man kann aber auch einiges tun, um für Anfragen á la "spiel doch mal was!" oder das Musikgeschäft "Konzert" gewappnet zu sein. Pick Dir zwei, drei Stückchen aus Deinem Repertoire und übe sie eine längere Zeit besonders langsam (und damit meine ich WIRKLICH SUPER LANGSAM) und mit besonders lautem, kräftigen Anschlag. Das ist verdammt schwer, glaub mir, Du hörst jeden Fehler besonders intensiv und die Muskulatur der Hände wird über normales Maß beansprucht - also viel Entspannen zwischendurch!!! (am besten alle 30 Sekunden die Hände hängen lassen..).

Durch das langsame & laute Üben wirst Du bestimmte Stellen nochmal genauer üben, da Dir beim langsamen Spiel die markanten Stellen viel bewußter werden und Du Dir plötzlich genauer überlegen mußt, wie Du bestimmte Sachen spielst. Du lernst damit Dein Stück viel besser kennen. Es geht Dir viel tiefer ins Bewußtsein und wird viel besser im motorischen Gedächtnis verankert. Langsames Üben bringt Sichherheit!

Du wirst nach einer Zeit bemerken, daß die langsam & laut geübten Stücke nach einer Weile ganz leicht aus Deinen Fingern perlen, auch wenn Du sie in "amtlicher" Geschwindigkeit spielst. Da spielt dann auch ein bisserl Aufregung und Nervosität nicht mehr so eine große Rolle. Es ist dann eher so, daß Du beim (Vor-) Spielen nur noch einen Schalter umlegst und die Finger gehen ab, wie 'ne Rakete...

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