Angst beim Vorspielen - Fortsetzung aus dem letzten Newsletter zu folgender Frage:

Frage:
Ich spiel jetzt eineinhalb Jahre akustische Gitarre, ich hab sogar Unterricht (Liedbegleitung, Fingerpicking), aber ich trau mich immer noch nicht vor Leuten oder im Musikgeschäft zu spielen. Irgendwie krieg ich da immer so ein mulmiges Gefühl. Ganz schlimm ist es, wenn meine Freunde und bekannten sagen, "spiel doch mal was.." :-(


Antwort:
Im letzten Newsletter hab ich Euch ja ein bisserl erzählt, wie Ihr technisch mehr Sicherheit in Euren "Vorzeige" Parade Stücken bekommen könnt, indem Ihr sie sehr langsam und mit lautem Ton übt, heute will ich Euch noch einen kleinen mentalen Tipp geben.

Aufregung und Angst kommen, grob gesagt, wenn man etwas Schlimmes (bewußt oder unterbewußt) erwartet. Alle möglichen Horrorbilder können einem durch den Kopf gehen und man bekommt schon feuchte Hände, bevor ein Ton gespielt ist. So ein bisserl Muffe vor dem Gig ist gar nicht schlecht, denn sie läßt uns motivierter und intensiver an unserem Repertoire arbeiten, weil wir natürlich richtig toll spielen wollen und die Leute aus den Socken hauen möchten.

Hier kann man auch ganz schön ansetzen, um die Angst & Nervosität für noch mehr Positives zu benutzen. Genau so wie ein schlechtes Bild vorstellbar ist, was beim Vorspielen NICHT passieren sollte (falsche Töne, Nervosität, Aussetzer, lahme Finger, reserviertes Publikum...), läßt sich auch ein Bild vorstellen, wie das Spielen/der Auftritt AM BESTEN sein soll (klasse, inspirierte Töne, Gelassenheit, tolle Inspiration, fitte Finger, begeisterte, strahlende Zuschauer...).

Ich finde es sehr wichtig, sich in der Fähigkeit zu üben, Positives zu erwarten. Es gibt ein gutes Gefühl, wenn man an die zu meisternde Situation denkt, was wiederum hilft viel gelassener dort rein zu gehen. Ich spiele Auftritte immer vorher auch gedanklich durch, stelle mir vor, daß es suppi läuft (super hilfreich ist, wenn man ganze Gitarrenparts auch gedanklich durchspielen kann - das braucht allerdings ganz schön Energie...) und alle tierisch Spaß haben. Ich sehe strahlende Gesichter, höre klasse Sounds und sehe Leute, die nach dem Gig sagen, "das war super".

Wenn Euch also jetzt Gelegenheiten einfallen, wo Ihr nervös beim Spielen werden könntet, trainiert doch mal gedanklich positiv diese Situationen - es ist interessant wie häufig (manchmal wortwörtlich..) genau das eintrifft, was man sich positiv vorgestellt hat!

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