"Arpeggien
- Jazzgitarre" von
Michael Sagmeister (AMA Verlag)
Für
Alle, die ihre Improvisation etwas aufregender und
farbiger gestalten wollen, hat der international bekannte
deutsche Top-Jazzgitarrist dieses Buch über die
vielseitigen Anwendungsmöglichkeiten von
Stufenvierklängen geschrieben. Auch wenn er sich
geschworen hatte nach seinem ersten Buch
"Sagmeister's Jazzgitarre" kein Buch mehr zu
schreiben, konnten ihn (Gott sei Dank) "viele
Freunde der Verbreitung des Gitarrenunwesens" (Zitat
Sagmeister ;-) dazu überreden ein Buch über das Thema
"Arpeggien" zu schreiben.
Herausgekommen ist
dabei ein rundum gut verständliches Arbeitsbuch mit
Begleit CD, das auf 150 Seiten schrittweise fundierte
Grundlagen in der weiten harmonische Welt der
Jazzimprovisation bietet. Das Buch ergeht sich
glücklicherweise auch nicht in dem seitenweise
Runterbeten von harmonischen Formeln und reiner Theorie,
sondern bietet neben den notwendigen allgemeinen
Übersichten eine Menge praktischer Tipps und gut
klingende Übungsbeispiele.
Was sind eigentlich Arpeggien. "Arpeggio"
leitet sich von dem Wort "Arpa" auf deutsch
"Harfe" ab und bedeutet, die Töne eines
Akkords nacheinander zum Erklingen zu bringen. Worum es
in Sagmeisters Buch geht ist, wie Arpeggien auf der
Gitarre gespielt werden (Fingersätze, Positionen auf dem
Griffbrett), und was sich für harmonische Möglichkeiten
ergeben mit verschiedenen Arpeggios über bestimmte
Akkorde zu improvisieren.
Das beginnt im Buch zunächst mit den Arpeggios der
Stufenakkorde von C-Dur (s. auch www.gitarrenlinks.de/workshops/stufenakkorde.htm
),
also die Akkordtöne von C-Dur, D-Moll, E-Moll usw. in je
5 Positionen auf dem Gitarrenhals zu üben (auf
beiliegender CD zu locker, flockig LA Groove vom Meister
vorgespielt). Führt dann weiter nach
Intervallübersichten und fundierten (Musiker-)
Übungstipps zu den Cj7 etc. Vierklängen (also mit den
im Jazz angesagten Septakkorden..). Alles sehr
übersichtlich auf je zwei Seiten in
Griffbrettübersichten und Noten dargestellt.
Richtig (jazzig) interessant wird's dann bei den
Stufenakkorden der harmonischen und melodischen
Molltonleitern. Da sind dann auch schon moll/major7,
major7/#5 und verminderte Akkorde anzutreffen (da wird
jeder Rocker blass.. ;-). Auf Seite 67 dürfte man dann
die erste Etappe genommen haben und findet alles bisher
Dagewesene in einer auf einer zweiseitigen
Tabellen-Übersicht mit Fachbegriffen der Akkorde &
Skalen (das wird dann jetzt geübt bis zum Umfallen!)
Gott sei Dank ist Herr Sagmeister ein echter Musiker und
stellt auf den folgenden Seiten viele alternative
Möglichkeiten vor, wie man die Arpeggios unabhängig von
den Standart Fingersätzen auf der Gitarre spielen (er
meint "spielen"!) kann. Überhaupt gibt es an
allen "Ecken und Enden" im Buch hilfreiche (und
tröstende ;-) Worte, die beim Lernen der komplexen
Fingersäzte und Einsatzmöglichkeiten der Arpeggios
unterstützen. Das der Mensch nicht erst seit gestern
Unterricht gibt (u.a. auch am berühmten Berklee College
in Boston), merkt man auch an jeder Zeile. Als Lehrer bin
ich natürlich immer begeistert von einem Buch, das
fundiertes Wissen auf den Punkt bringt und viel
musikalisch unterhaltsames Übungsmaterial liefert.
Wie gesagt, neben den notwendigen allgemeinen
Übersichten gibt's nämlich auch viele gut klingende
Übungsstücke, die z.B. rhythmisch sehr leicht sind, bei
denen man sich aber sehr gut mit dem musikalischen
Einsatz der Arps vertraut machen kann.
Die zweite Hälfte des Buch widmet sich den umfangreichen
(ohne Ende..) Möglichkeiten über einen Akkord mit
"akkordfremden" Arpeggien zu improvisieren.
Z.B. ergibt ein Em7 Arpeggio, über einem Cmajor7 Akkord
gespielt, einen Akkordsound von Cmaj7/9 oder ein Cmaj7
Arpeggio über einem Dm7 Akkord gespielt erweckt einen
Dm7/9/11/13 Sound (hier können nur die Eingeweihten
folgen - aber klingt echt imposant, nicht? ;-). Es gibt
wiederum (wie bei allen Themen) Vorspiel- und Jamtracks
auf der CD, Griffbrett/Notenübersichten und viele
erkärende Worte vom (Sag) Meister.
An den letzten Seiten im Buch hätte wahrscheinlich John
Scofield auch seine Freude, wenn's so richtig abgedreht
zu alterierten dominant Septsounds geht oder bitonale
Arpeggien erklärt werden. Zu guter Letzt schließt sich
eine Arpeggien Bibliothek an, wo dann z.B. C7sus4 Arps
und andere Exoten zu finden sind - jetzt dürfte Einen
nichts mehr zum Thema Arpeggien erschüttern ;-)
Fazit:
Das ideale Buch, wenn man seine Improvisationsgrenzen
sprengen möchte (weg vom Skalengedudel..) und
grundlegende Fähigkeiten in der freien harmonischen
Gestaltung der Soli erreichen möchte. Auch für die
Rockfraktion geeignet, der die typischen Licks und Riffs
auf Dauer etwas zu langweilig geworden sind. Sagmeister
geling es das relativ trockene Thema locker und
wirkungsvoll zu verpacken. Die Track auf der CD machen
Spaß beim Mitspielen, hier geizt z.B. Sagmeister auch
nicht mit kleinen musikalischen Leckerbissen in der
Playback Rhythmguitar - hier ist ein Musiker am Werk, der
schon auf eine Menge CDs und Erfolge in der Jazzszene
zurückblicken kann.