Frage: Ja, Improvisation ist schon ein weites Feld, das ist so eben schnell und leicht auch nicht ganz zu durchblicken. Improvisation heißt ja (laut Lexikon) "unvorbereitetes Spiel/Handlung aus dem Stegreif". Das ist aber eigentlich nur die halbe Miete. Die Leute, die sehr gut improvisieren können, haben nämlich meistens einen langen und lehrreichen Weg hinter sich, der sich aus Wissen, Erfahrung und (wahnsinnig viel ;-) Spielen zusammensetzt. Also von wegen "unvorbereitet", das stimmt nicht so ganz. Ein berühmter Jazzprofessor hat mal so in etwa gesagt, daß man, wenn man jemanden improvisieren sieht, sieht man nur die Spitze eines Eisbergs. Unter dem "Wasser" verborgen sind der größte Teil seines Könnens: Das, was er alles in seinem Musikerleben bis dahin gelernt hat. Jetzt mußt Du aber keinen Schreck kriegen und denken, "oh Gott, dann muß ich ja noch 20 Jahre warten und 1293 Sessions machen bevor das klappt". Improvisieren kann jeder, zu jeder Zeit seines Lebens. Du kannst jetzt natürlich auch schon etwas improvisieren, z.B. endeckst Du per Zufall ein gutes Riff über einer Akkordfolge. Du weißt dann das klappt in diesem Akkordzusammenhang gut, und Du hast damit schon einiges an Erfahrung gewonnen, was natürlich wunderbar ist (s.o.). |
Man darf natürlich dann nicht soviel von sich erwarten, wenn man erst 12 bis 15 gute Riffs drauf hat und auch nicht ganau weiß, wann man sie anbringen kann und warum (um es mal brutal zu sagen ;-) Aber warum nicht von den Erfahrungen anderer Musiker profitieren und versuchen herauszufinden, wie sie improvisieren, was sie wissen. |
Also prüfe erst mal, was Du selbst jetzt schon weißt (welche Riffs Du kannst, ob Du schon ein bißchen Ahnung hast von Tonleitern, Akkorden und wann sie zusammen passen). Schau oder hör Dir zu bei Sessions, was spielst Du? Welche Sachen willst Du gerne spielen, wer ist Dein Gitarren-Idol ;-), wie und was macht der Typ? Probier mal ein paar von seinen Riffs nachzuspielen.
Da wirst Du einige Dinge entdecken, wo Du wahrscheinlich jetzt noch nicht weiter weißt. Das ist dann genau der Punkt wo Du ansetzen kannst. Die Fragen und Ideen (!), die bei der Suche auftauchen führen Dich zu den Dingen, die wichtig für Dich sind.
Diese Arbeit mit dem Papier z.B. die Tonart eines Stückes rausfinden (Key) und welche Tonleitern dazu passen sind sehr sinnvoll. Man macht das natürlich nicht bei der Session, sondern zuhause im Kämmerlein und übt das dann auch schon mal zu nem Playback, damit man auch was spielt und nicht nen Kurzschluß im Brain kriegt vor lauter Theorie ;-)
Ein Buch was mir geholfen
hat war: "Contemporary Guitar Improvisation" von Marc
Silver. Das ganze ist ziemlich praktisch gehalten, mit viel
Übungsaufgaben, damit man auch merkt, ob man was kapiert hat.
"Rock Guitar
Secrets" von Peter Fischer hat haufenweise Riffs, Tonleitern
und (!) Jamtracks zum ausprobieren.
Die Theorie (zu wissen wann, welche Tonleiter oder Tonfolge über welchen Akkord gut klingt) ist nützlich, weil man bevor man den ersten Ton spielt schon weiß, daß es gut klingen wird/muß.
Der nächste Schritt ist Erfahrungen sammeln, seine Vorstellungskraft (inneres Ohr) entwickeln. Dann kannst Du (nach jahrelanger Übung ;-) Dir eine Melodie vorstellen, und sie direkt auf Deinem Instrument spielen (das kann man nürlich auch jetzt schon üben ;-)
Viel Erfolg und Spaß :-)
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