Zitat aus der e-mail:
>Den Gedanken sich selbst ein guter Lehrer zu werden hat mich fasziniert. Bloß wie macht man das?

Einen großen Schritt hast Du dazu schon getan, als Du Dir klar gemacht hast, was Du können willst. Jetzt heißt es einen guten Einstieg zu finden. D.h. Übungen und Stücke zu finden, die Dir Spaß machen und die effektiv sind, die Dein Spiel verbessern.

Die Übungen/Stücke sollten nicht so schwer sein (Überforderung kann den Spaß verderben) , aber Dich auch musikalisch nicht langweilen. Du mußt versuchen, Dein ganz persönliches Lieblingsrepertoire von Übungen/Stücken zu finden. Was einem Spaß macht, das übt man auch gerne immer wieder und das bringt den Erfolg. Überleg also mal, welche Sachen Dir bis jetzt am meisten Spaß gemacht haben und welche Dein Spiel am besten voran gebracht haben.

Sich selbst eine gute Lehrerin :-) zu sein, heißt erstmal dieses rauszufinden und, das ist bei jedem halt verschieden. Einer mag lieber Tonleitern, weil er gemerkt hat, daß die Finger anfangen zu laufen. Ein anderer will lieber Stücke spielen, weil ihm musikalisches am wichtigsten ist. Das, wo Du Dich wohlfühlst, und Du nach einiger Zeit Fortschritt merkst, ist genau das Richtige für Dich.

Dein erster Lehrer hat Dir vielleicht auch zu schwere Sachen aufgegeben oder wollte gleich Perfektion. Dein zweiter Lehrer hatte wahrscheinlich keinen Plan, wie man jemanden aufbaut ;-) und hat Dich verwirrt.

Zitat aus der e-mail:
>Ich ersticke inzwischen in einem Berg von Unterrichtsmaterial und theoretischer Harmonielehre aber meine Motivation ist inzwischen gleich null. (Wo ist nur der Anfang in dem ganzen Knäuel?)

Ein Tipp in Sachen Jazz wäre z.B. Dir einen leichten Standart vorzunehmen (wie Autumn Leaves, Blue Bossa oder Black Orpheus, auf jeden Fall etwas was Dir auch gefällt, vielleicht gibt's ja von Deinen Lieblingsjazzern was Leichtes) und, das Ding richtig schön "aufzubereiten" mit Rhythm (dazu singen ist auch immer gut!) und Leadguitar. Dann überlegen was für Tonleitern dazu passen. Ein Midifile davon besorgen und mitspielen (Leadstimme/Rhythm bei Bedarf stummschalten, Tempo erstmal langsam).

 
Wenn Du darauf keine Lust hast, hör Dir vielleicht einfach nochmal Deine Lieblingsstücke an und versuch rauszukriegen, was die da spielen. Eine gute Sache ist natürlich in Konzerte gehen und den Boys and Girls auf die Finger zu gucken. Das kann sehr inspirierend sein und längst verschütteten Spaß wieder bringen.

Zitat aus der e-mail:
> Wie kann ich für mich ein gutes Lernkonzept entwickeln das mich nicht überfordert? Ich möchte einfach wieder Spaß am Gitarrespielen/-üben haben.

Setz Deiner Fantasie keine Grenzen probier einfach was aus. Wenn Du eine Idee hast, wie Du üben kannst probier's. Meiner Erfahrung nach kommen einem die besten funktionierenden Übungsmethoden für seine persönlichen Schwierigkeiten (z.B. für's Notenlesen) eben am besten selber in den Sinn, weil man eben direkt spürt was man mag und was nicht.

Wenn Dir z.B. einfällt, Dir aus Spaß auf der Fahrt zu Arbeit alle Notennamen vorwärts und rückwärts raufzusagen (dann ist es an den Ampeln auch nicht so langweilig ;-) ,und Du merkst nach ein paar Tagen, daß Du viel besser Freundin mit den doofen schwarzen Dingern bist - super! Ich hab' oft den Eindruck, daß einem genau die guten Übungsmethoden einfallen, die man gerade braucht.


Zitat aus der e-mail:
> Welche Kriterien sollte ein Musiklehrer erfüllen, um mich dahin zu bringen, wo ich hin will?

Vor allen Dingen soll er ein guter Coach sein. Es heißt nicht unbedingt, daß Super-Gitarreros und Gitarreras tolle Lehrer sind. Es ist natürlich wichtig, daß er einem keine falsche Technik beibringt und auch, daß er musikalisch fit ist, also einem viel vom Ausdruck und Gefühl der Musik vermitteln kann, die man spielen möchte (was vielleicht das Wichtigste ist).

Ein guter Lehrer versucht zu erkennen, was für den Schüler momentan am besten ist. Das heißt manchmal auch, sich zurückhalten und den Schüler machen lassen. Manchmal aber auch einen kleinen Kick zu geben: Mal was Tolles vorspielen, Fortschritte anerkennen, Langeweile mit neuen interessanten Themen vertreiben. Ein bißchen "Disziplin" schadet auch nicht, also immer ein bißchen Technik und Grundlagen dabei. Es gibt ja noch den schönen alten Spruch, was gute Musik ausmacht: 10 Prozent Inspiration - 90 Prozent Transpiration (Danke Paco ;-).

Noch ein Tip zu ein paar feinen Lehrbüchern in Sachen Blues und Jazz:

Bluesguitar (o.ä) von Uffe Steen Jensen (sehr gut für el. Bluessolos, gut gespielt mit CD)
How To Play Bluesguitar (das heißt glaub' ich jetzt anders) von Arlen Roth (cool, einfach)
Blues Guitar Rules von Peter Fischer (rockt ab!)
How To Play Jazzguitar von Alan De Mouse (Schritt für Schritt easy bis knifflig)

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