|
|
Die rechte Hand, die durch Anschlagen der Saiten schließlich die (wunderhübschen) Töne auf unserem (wunderhübschem) Instrument erzeugt, kann man (schon gar nicht so ein alter guitarman like me) nicht eben in drei Sätzen abhandeln. Je nach Stilistik bzw. Instrument (E-Gitarre, Klassik oder Acoustic/Western) haben sich verschiedene grundlegende Haltungen entwickelt. Liebe LinkshänderInnen, Ihr spielt meist mit umbesaiteten Gitarren umgekehrt, für Euch gilt das Ganze dann also für die linke Hand, o.k.? Hier zunächst ein paar Basics für die rechte Hand, die für die klassische Gitarre (dat Ding mit den Nylonsaiten..) Sinn machen, bzw. "gute Tönchen mit möglichst wenig Muskelanstrengung" erzeugen können (das ist übrigens 'ne goldene Regel für die rechte Hand!). I.
Die rechte Hand bei der klassischen Gitarre:
|
1. Entspannte Haltung
(rechts sogar noch wichtiger!) 2.
Hinhören und gute Töne "Wollen" (wo
ein Wille ist, ist auch ein guter Ton) |
Ich stelle Euch hier das Modell vor,
wie ich's vor ca. 20 Jahren gelernt hab', und wie es sich bei
meinen SchülerInnen bewährt hat. Es geht darum einen Weg zu
finden, wie man die Kraft der Finger am lockersten auf die Saite
überträgt und die Saite möglichst glatt über den Finger
rollt, damit ein schöner, voller Ton entsteht. Das Wichtigste
ist zunächst, man muß einen guten Ton erzeugen WOLLEN.
Also erst mal unterscheiden lernen, was klingt gut, besser bzw.
schlecht, weniger schön. Viele Leute hören sich selbst nicht
kritisch genug zu. Da wird an den Saiten gerupft, das es nur so
rappelt. Auf bescheidenen Gitarrenlehrerhinweis, "hör doch
mal ein bisserl hin..", kommt dann "...is' doch Alles
o.k., ey!". Mit der Einstellung dauert's leider ein wenig
länger, bis es überzeugend klingt...
Schau mal in mein Info Video zu meinem Online Gitarrenkurs rein hier:
Klick Hier für weitere Infos zu meinem Akustik Gitarre Videokurs 1
3. Leichte
Beugung des rechten Handgelenks
Die rechte (Anschlags-) Hand ist
leicht gebeugt zu den Saiten gerichtet (leichter Knick im
Handgelenk), der Arm liegt locker auf den Zargen (das sind die
Seitenwände des Gitarrenkorpus). Je nachdem, ob Ihr die
klassische Haltung der Gitarre bevorzugt (linkes Bein auf
Fußbänkchen, Gitarre auf linkes Bein - ich bin da wegen
eventueller Rückenprobleme nicht so ein Fan von...) oder ob Ihr
lieber die "Flamenco" Haltung (rechtes Bein erhöht,
Gitarre auf rechtes Bein) mögt, ist die Position, wo der rechte
Arm aufliegt etwas unterschiedlich.
4. Der Ton
ist so gut, wie sorgfältig man (und Frau ;-) den Anschlagspunkt
wählt und präzise man die Saite anschlägt
Bei der klassischen Gitarre schlägt der Daumen meist die Töne
auf den drei Bass-saiten E, A, D an, Zeige-, Mittel- und
Ringfinger spielen größtenteils auf den Diskantsaiten g,h und
(hohe) e.
Hier 4 wichtige Regeln auf dem Weg zum guten Ton:
a) Die Saite gut spüren
Die Saite bietet durch Ihre Spannung
dem jeweiligen Anschlagsfinger Widerstand. Mit diesem setzt man
sich als SpielerIn auseinander. Wie heftig, sanft oder locker man
diesen Widerstand "behandelt", so ist das Endergebnis
beim Anschlag: Der Klang. Um die Saite gut zu spüren drückt
Eure Fingerkuppen vor dem Anschlag zur Übung ruhig mal etwas
kräftiger in die Saite. Wenn Ihr einen Ton danach spielt, werdet
Ihr merken, daß er lauter als gewöhnlich ist.
Blick aus der Gitarre auf die Anschlagsfinger (jetzt fragt Ihr Euch, wie ich das Foto hingekriegt habe.. ;-) |
b)
Fingerkuppe und Nagel berühren gleichzeitig Saite
Am Startpunkt des Anschlags drückt die Fingerkuppe (die Haut an
der Fingerspitze) die Saite ein wenig runter, die Saite sollte
jetzt aber auch den seitlichen Teil des Nagels (etwa da wo der
weisse Teil anfängt) berühren. KUPPE und NAGEL bilden eine
EINHEIT beim Anschlag. Nur so kann man einen vollen Ton kriegen,
der den weichen Soundanteil der Kuppe und den percussiven Touch
des Fingernagels hat.
c) Saite rutscht beim Anschlag an der Nagelkante entlang (Siehe
weisser Pfeil)
Wenn Ihr den Druck auf die Saite aus
der Startposition des Anschlags (s. b) erhöht, gibt diese
irgendwann nach und rutscht an der Kante des Fingernagels, wie an
einer Rampe, entlang bis sie schließlich frei schwingen kann und
einen (hoffentlich schönen) Ton von sich gibt. Wichtig ist also
auch, daß Bewegungsrichtung des anschlagenden Fingers leicht
schräg zu den Saiten verläuft, damit die Saite optimal an der
Nagelkante lang rutschen kann.
Blick von oben auf den Daumen |
d) Nägel feilen und polieren
Wenn Ihr wirklich spitzenmäßige Töne aus Euren Instrumenten
holen wollt, müßt Ihr sehr sorgfältig mit den paar Millimetern
an den Fingerspitzen, die dafür zuständig sind, umgehen. Da die
Saiten die Kanten der Fingernägel als Rampen benutzen, müssen
diese Stellen am Finger möglichst glatt und eben gefeilt werden.
Ihr müßt richtige FeinmechanikerInnen sein, wenn's toll klingen
soll.
Kleine Unebenheiten, Risse und rauhe Stellen an der "Rampe" verursachen kratzige Sounds. Außerdem bleiben die Finger hängen, Verspieler sind vorprogrammiert. Um das zu Vermeiden, kann ich Euch nur empfehlen, Euch täglich etwas Zeit zu nehmen und die Fingernägel (am besten mit möglichst feinem Schmirgelpapier aus dem Baumarkt oder Spezialfeilen bei D & M..) superglatt zu halten. Außerdem bricht ein polierter Nagel nicht mehr so schnell (,was very ätzend sein kann, wenn man sich schon mal an den schönen Ton gewöhnt hat..).
Tipp für Western/Acoustic GitarristInnen:Was für die rechte Hand bei
der klassischen Gitarre gilt, nutzt (mit
Einschränkungen) auch auf 'ner Stahlsaiten Acoustic
Gitarre. Hier muß man vielleicht ein bisserl dezenter zu
Werke gehen (harte Fingernägel sind auch von Vorteil! -
Nägel polieren ein Muß!), aber auch auf Stahlsaiten
macht sich ein guter Anschlag immer bemerkbar. |
6. Also:
IMMER WIEDER ENTSPANNEN
Wie schon bei der linken Hand gesagt, Entspannung zwischendurch
bringt's! Gute Töne können nur mit Lockerheit entstehen,
Erzwingen führt zu Verkrampfung und rupfigen Sounds. Den
richtigen Bewegungsablauf finden und ihn locker und immer wieder
gleich gut machen können ist der Trick.
Bis das motorische Gedächtnis Euch den Gefallen tut, und Euch
die Arbeit beim Spielen abnimmt ist es ein langer Weg. Wenn man
mit verspannten Händen übt, erreicht man das Ziel nie (leider
merkt sich das motorische Gedächtnis die Verspannungen
nämlich...). Also immer wieder rechten Arm, rechte Hand neben
dem Körper hängen lassen. Entspannen lernen - immer wieder
kontrollieren, ob die Hand wirklich locker ist.
Tipp: Je mehr Ihr lernt, entspannt zu spielen, desto leichter kommt Ihr voran, desto besser klingt's! |
I. Die erste
Anschlagsübung:
Die erste
Übung für die rechte Hand, die ich meinen SchülerInnen (seit
zig Jahren.. ;-) beibringe, ist ein sogenanntes
"Arpeggio". "Arpeggio" (ital.) heißt
übersetzt "zerlegter Akkord". Von einem
"Akkord" spricht man, wenn mehr als zwei Töne
zusammenklingen. Was das genau ist könnt Ihr in meinem
Harmonielehre Workshop lesen. Hier sei nur gesagt, daß Ihr die
Akkordtöne nacheinander anschlagt, den Akkord also
"zerlegt" spielt.
so geht's:
a) Ausgangsposition:
Ihr legt den rechten Daumen (p = pulgar) auf die tiefe E-Saite,
den Zeigefinger (i = indice) auf die G-Saite, Mittelfinger (m =
medio) auf die H-Saite und den Ringfinger (a = anular) auf die
hohe E-Saite. Die Hand sollte so wie auf dem Bild oben leicht
gebeugt im Handgelenk sein und die Finger die Saiten wie auf den
Fotos darunter berühren.
b) Saite gut spüren:
Spürt gut, wo die Saiten die Fingerspitzen berühren. Um das zu
erreichen, drückt die einzelnen Saiten mit den Fingerspitzen
nach unten (Richtung Gitarrendecke).
c) Saiten nacheinander anschlagen:
Jetzt schlagt langsam jede Saite einzeln an. Beachtet die Regeln,
die oben bei den Bildern stehen. Nach dem Anschlag kehrt mit dem
Finger wieder auf die Saite zur Ausgansposition zurück und laßt
ihn da liegen. Das trainiert die Unabhängikeit der Finger.
d) HINHÖREN!
Hört genau hin, ob ein schöner, klarer, relativ lauter Ton aus
Eurer Gitarre kommt. AKTZEPTIERT KEINE SCHLECHTEN TÖNE!
(Das ist übrigens der beste Weg gut spielen zu lernen ;-)
Weil das ganze doch etwas super kompliziert ist (wenn man's
/frau's richtig gut machen will...) gibt's (zur Feier des Tages)
diesmal sogar ein Video zu dieser Übung. Probiert aus welches
Format bei Euch am besten läuft, kann sein, daß Ihr Euch den
gratis Codec von DivX besorgen müsst...
Midi anhören
Video (Media 9 Avi 254 KB) - rechte
Maustaste "speichern unter"
Video (DivX 5,1,Avi 794 KB) - dito
Hier gibt's den Video Codec, falls Ihr nix seht: http://www.codec-download.de/
© 1998-2004 Ernst Jochmus www.gitarrenlinks.de - e-mail - Vote für Gitarrenlinks!