Im
September 2005 nahm ich an einem interessanten Seminar teil
(ist doch immer gut wenn man sich einbisserl weiterbildet..),
das der Bremer Diplompsychologe und Violinlehrer Andreas
Burzik in Rheinbach in der Nähe von Bonnhielt. Veranstalter
war die Musikschule Meckenheim-Rheinbach. Dabei hatte ich
Gelegenheit am Rande ein ausführliches Interviewmit dem
Seminarleiter zu machen, das Ihr Euch unten als mp3s
downloaden könnt...
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Üben im Flow - was ist das? |
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2. Die
Entwicklung des Klangsinnes
Es
ist wichtig, konsequent auf die Klangqualität der
selbst erzeugten Töne zuachten. Mr. Burzik spricht hier von
einer bewussten Sensibilisierung für die Obertöne. Wie heißt
es doch soschön, "der Ton macht die Musik". Dabei geht es im
ersten Herangehen an ein Stück nicht um einen
perfektenKonzertklang, sondern eine Klangqualität, die man
selbst als schön, warm und ästhetisch empfindet, also eine
Klangqualität,mit der man sich innerlich verbinden kann.
3. Das Gefühl
der Anstrengungslosigkeit
Möglichst
locker und leicht soll sich das Üben/Spielen anfühlen. Dabei
ist es nötig,zunächst einmal Vereinfachungen von
Bewegungsabläufen zu finden (kreativ sein beim Üben ist also
angesagt...) oder sich aufeinen sehr kleinen Ausschnitt zu
konzentrieren. Deshalb darf man/frau sich auch dem Übematerial
locker ohne Einhalten vonRhythmik etc. nähern - es geht darum
das Gefühl der Leichtigkeit zu finden und konsequent
beizubehalten.
4. Der
spielerische Umgang mit dem Übematerial
Die
ersten drei Punkte - den angenehmen Instrumentenkontakt, den
idealen Klang & dasGefühl der Anstrengungslosigkeit zu
finden – erfordern einen spielerischen, freien Umgang mit dem
Übematerial. DasStück wird Ton für Ton und frei von allen
Vorgaben wie Rhythmus, Dynamik, Phrasierung oder Stil
"erforscht“.Der Seminarleiter ließ die aktiven Teilnehmerinnen
sich zunächst durch die Passagen ihrer Stücke„hindurchtasten“.
Die Schönheit des Tons und das Wohlgefühl bei seiner Erzeugung
standen im Vordergrund.
Mit wachsender Sicherheit entwickelt sich dann spontan und von
innen heraus der natürliche Drang, das Stück in
seineroriginalen Version zu spielen. Bis dahin darf & soll
frei, improvisierend und erkundend mit den Tönen umgegangen
werden(womit vielleicht mancher "Klassiker" erstmal Probleme
haben könnte...).
Fazit:
Ein toller, inspirierender Workshop, den ich allen
MusikantInnennur wärmstens an Herz legen kann (schaut mal auf
www.ueben-im-flow.de
nach Terminen..). Ich merke jetzt schon, wie ich selbst und
meine SchülerInnen von den Anregungenund Forschungsergebnissen
des Special Flow Agent Andreas Burzik profitieren. Meine
Schülerin Luisa prägte heute schon denBegriff, daß "die Finger
plötzlich magnetisch werden", als ich ihr eine Übung á la flow
zeigte - prima!
Gerade neu erschienen ist das
Darin gibt's es
einen ausführlichen Artikel von Andreas Burzik zum ThemaÜben
im Flow. Aber auch sonst ist im ca. 500 Seiten starken Buch
sehr viel Nützliches zum Thema Üben zu finden.
Hier
bei Amazon
Weitere gute Bücher zum Thema Üben:
"Mentales Training für Musiker"
von Renate Klöppel
Beim
mentalen Training, das man ja auch von Sportlern kennt, geht
es darum sich Bewegungsabläufebildhaft und gefühlsmäßig
vorzustellen, und sich so perfekte Bewegungen anzutrainieren
ohne, daß man sie tatsächlichausführt. DIe Methode bietet u.a.
den Vorteil, daß man sich ohne Ablenkung durch körperliche
Anstrengung völlig auf diegeistigen Prozesse, die dabei
ablaufen, konzentrieren kann und diese entspannt üben kann.
Beim Musiker kommt zu dem Vorstellen der Bewegung auch die
Vorstellung des Klangs dazu. D.h. man stellt sich nicht nur
dieBewegung auf dem Instrument vor, sondern auch die dazu
gehörenden Töne. Dadurch trainiert man auch mehr Ausdruck
insein Spiel zu legen, mal ganz abgesehen davon, daß man sein
"inneres Ohr" trainiert, was einem z.B. das Raushörenvon
Melodien einfacher macht. Außerdem geht es in dem Buch auch
darum, einfacher mit Auftrittssituationen fertig zu werden.
Mankann z.B. lernen locker auf der Bühne zu spielen, wenn man
es vorher geistig positiv durchlebt hat.
Ich
hab' mich gleich mit Begeisterung auf mein derzeitiges
Übungsstück das berühmteBach Präludium in C-Dur gestürzt (was
ich übrigens Morgen auf 'ner Hochzeit mit unserer Sängerin als
"Ave Maria"serviere..:-) und bin beim Spazierengehen das Stück
im Geiste (bewegungsmäßig und tonal) durchgegangen, daß ich
mir vorherschon etwas im Datail angesehen habe. Am selben
Abend konnte ich es locker auswendig und relativ perfekt
runterspielen.
Zugegeben, es tut sich bei diesem Stück nicht so viel außer
einigen wüsten Akkordwechseln (die aber nach mentaler
Vorarbeiteindeutig besser klappten!), aber es ist schon
ziemlich genial, wenn man ohne eine Gitarre in der Hand zu
haben ein Stück übenkann. Jedenfalls findet man in diesem Buch
über mentales Training viele nützliche und gut formulierte
Anregungen,Berichte von berühmten Musikern zu diesem Thema und
Übungen um diese Technik zu lernen. Ich kann es jedem
ambitioniertenMusikanten (natürlich auch Rock und
Jazzmusikern) nur wärmstens ans Herz legen.
Hier
gibt's das Buch bei AMAZON:
Clever üben... von
Mark A. Gieseke
Was ich seit 20 Jahren meinen Schülerlein zum Thema
effektivenÜben predige (und noch einiges mehr ;-) findet Ihr
in diesem Buch (dabei hab' ich's noch nicht mal
geschrieben...). GuteTipps, worauf es beim Üben wirklich
ankommt, Notenbeispiele, Weisheiten zur Übemoral u.v.m. -
toll!
Weisheiten wie, "vor allem Übergänge üben" (mit konkreten
Beispielen), "auf schwere Stellenkonzentrieren", "richtiges
Übetempo finden" u.v.m.
Hier
bei AMAZON